07.09.2024 ● Johannes Striegel
People & Culture: Das neue HR?
Wenn es der Personalwelt an einem nicht mangelt, dann sind es neue Begrifflichkeiten – teils für Neues, teils auch für Altes. „People & Culture“ (deutsch: Menschen und Kultur) fällt in diese Kategorie. Was steckt hinter der Bezeichnung? Lange war vom „Personalwesen“ und der „Personalabteilung“ die Rede. Irgendwann wurden diese Begriffe durch die englische, für viele treffendere Bezeichnung „Human Resources“, oder kurz HR, abgelöst. Mittlerweile gibt es einen erneuten Begriffs- und Ansatzwechsel: Aus HR wird People & Culture.
HR ist nicht mehr zeitgemäß
Der Begriff HR hat sich über die Jahre als Standardbezeichnung für die Personalabteilung in Unternehmen und alle damit verknüpften Jobs etabliert. Er fokussiert sich auf die Verwaltung und Optimierung von „Ressourcen“ – in diesem Fall den Mitarbeitern.
Bei der Definition schwant einem direkt, wo das Problem liegt – berechtigterweise. Diese Bezeichnung reduziert Menschen auf eine verwaltbare Ressource, ähnlich wie Maschinen oder Kapital. In einer Zeit, in der Themen wie Employee Experience (deutsch: Arbeitnehmer Erfahrung), Diversität, Inklusion und die individuelle Entwicklung der Angestellten immer bedeutsamer werden, wirkt der Begriff HR zunehmend aus der Zeit gefallen und unpersönlich.
Was bedeutet People & Culture?
Das traditionelle Verständnis von HR wird also immer häufiger infrage gestellt. Doch was ist die Alternative? Klar ist: Unternehmen haben erkannt, dass ihre Mitarbeiter die zentralen Akteure sind, die zur Unternehmenskultur, zum Innovationspotenzial und zur Wettbewerbsfähigkeit beitragen.
Kultur, Menschen, Fähigkeiten: Die Veränderung hin zur Bezeichnung „People & Culture“ ergibt auf dieser gedanklichen Basis Sinn und spiegelt einen Paradigmenwechsel wider: Weg von der reinen Ressourcenverwaltung hin zu einer ganzheitlichen Betrachtung der Menschen im Unternehmen und ihrer Rolle in der Gestaltung einer lebendigen Unternehmenskultur.
In der Praxis wird also aus der HR-Abteilung „People & Culture“, aus der HR-Managerin wird eine People-Managerin. Gleichzeitig zieht sich dieser Wandel, der natürlich nicht nur auf der Positionsbezeichnung beruht, sondern dem Umfeld bis in die Führungsebene durch – hier ist dann vom Chief People Officer (CPO) die Rede.
Kultur steht im Mittelpunkt
Bei allem Tun strebt „People & Culture“ danach, das Mitarbeiterengagement zu steigern, indem es die Angestellten aktiv in Entscheidungsprozesse einbezieht und ihnen Raum zur Selbstverwirklichung bietet.
Auch Angebote zur fortlaufenden Weiterbildung und Entwicklung sind zentrale Säulen dieses Ansatzes, in die gleiche Kerbe schlagen gezielte Fortbildungsprogramme und individuelle Karriereplanungen.
Das Teilhaben wird auch durch eine offene Feedbackkultur ermöglicht, die Vertrauen und eine positive Arbeitsatmosphäre fördern soll. Zudem legt „People & Culture“ großen Wert auf Gesundheitsmanagement, die Balance zwischen Beruf und Privatleben sowie die Förderung von Diversität und Schaffung einer inklusiven Arbeitsumgebung.
Viel Wirbel um nichts?
Beim Blick auf diese Aspekte ist der ein oder andere möglicherweise verdutzt – schließlich sind das Punkte, die auch bisher wichtig waren. Streng genommen ist „People & Culture“ keine bahnbrechende Neuerung, das ist richtig. Kritiker argumentieren, dass viele der unter diesem Label geförderten Praktiken bereits seit Langem Bestandteile guter Unternehmensführung sind.
Aber: Diese gute Unternehmensführung gibt es längst noch nicht überall. Dass Personalabteilungen ihr Profil schärfen, den Menschen mehr in den Mittelpunkt stellen und auf diese Aspekte Acht geben, ist also ein positiver Schritt. Und mehr Aufmerksamkeit erregt das Thema nun einmal mit einem neuen Begriff.